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Dissoziatives Wunderland |
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=> Noch nicht angemeldet?
Wo Geschichten geboren werden,
und der Himmel keine Lüge ist.
Wo man sich selbst findet,
und so viel mehr.
Wo das, was war-
ungelogen, ungetan, ungelernt-
niemals die Wirklichkeit gebar. Dissoziatives Wunderland - Walking Dead breakingaway (7 Posts bisher) | | Eins.
Eve rannte los. Machte große Schritte, jeden Muskel in dem Leib angespannt. Ein Fehler würde ihr das Leben kosten, ein Fehler, und sie würde untergehen. Das durfte nicht geschehen. Sie würde nicht untergehen, sie würde keine Furcht haben, obwohl jene wohl das einzige Wirkliche war, dass sie in diesem Augenblick in sich vernahm. Hinter ihr stießen die Monster schon die glasigen Türen auf, schreiteten langsam aber lüsternd in das Geschäft. Gier erklang in den tierisch anmutenden Lauten, Gier durchzog die milchigen Augen. Gier – tropfte aus ihren Mündern, Gier trieb sie an. Zurückblickend würde Eve es wohl als erfreulich erachten, dass sie in diesem einen Moment keine Augen auf dem Hinterkopf hatte. In Zukunft jedoch, das wusste sie schon jetzt, würde sie sich diese Eigenschaft wohl oder übel aneignen müssen.
Zwei.
Hastig bog die Blondine in einen Gang mit einem der umgestoßenen Regalen ein, wurde jedoch fast augenblicklich von fremder Macht zurück gezogen. Die Beißer hatten nach dem ledrigen Mantel der jungen Journalistig gegriffen und sich in ihm verfangen – mit fließender Bewegung blieb Eve nichts anderes übrig, als sich das geliebte Teil vom Leib zu reißen. Sie warf das Leder auf die kleine Meute im Inneren und trat mit den schweren Springerstiefeln noch einmal nach, damit diese unheiligen Lüsterer umfielen wie Dominosteine. Fast zeitgleich rammte sie die behandschuhten Fingerspritzen unter das mit PVC verstärkte Holzstück und riss es mit aller Kraft in die Höhe. Es war viel schwerer als erwartet und das brachte nur Negatives mit sich: Durch die handelsübliche Länge war das Regal sperrig und durch seine unnormale Schwere würde es mehr Zeit kosten, es bis zu den Toren zu ihrem vermeintlichen Grab zu schaffen. Nur kurz blitzte Zweifel in den gletscherweißen Irden auf, dann schon stemmte sie ihr gesamtes Gewicht dem eigentlichen Hindernis entgegen – und stampfte zitternd und schwitzend auf den Eingang zu. Just bevor sie spürte, wie ihre Kräfte nachließen, krachte das Holzstück gegen das Glas in ganzer Länge und hielt die Tore weitestgehend verschlossen. Jeder einzelne der Mutierten war eine tödliche Gefahr für sie und die letzten Lebendigen mit ihr – insofern es sie denn überhaupt noch gab – und zu viele waren schon eingedrungen. Hinzukommend, fast als Zeichen des Schicksals, bemerkten trübe Blicke einen verwesenden Arm zwischen beiden Türen. Sie musste ihn loswerden, bevor sie wie diese Arme Seele enden würde.
Drei.
Doch da fraß sich schon ein Gefühl von ihrem Rücken in ihre Brust. Leblos lebendige Arme griffen nach ihr von hinten. Allein das Empfinden des tauben Drucks löste erneute, alles überschwemmende Panik in ihr aus und zwangen die erschöpften Knochen zu einer abrupten Umdrehung. Dann ging alles schnell.
Kaum hatte sie das Übel entdeckt, fiel sie samt Monster rücklings auf das Regal, welches eigentlich hätte ihre Rettung sein sollten. Krampfhaft stemmten sich Eves Arme automatisch gegen das Gewicht des hungrig nach ihr schnappenden Leichnams. Augenblicklich durchzog ein Schmerz den schon verwirrten Schädel der jungen Frau. Die zuvor genannte Hand der Außenstehenden hatte ihre Chance buchstäblich beim Schopfe gepackt und vergrub die widerlich verfärbten Nägel in die Kopfhaut seiner Beute. Eve allerdings schluckte den Schrei in ihrer Kehle herunter, erblickte aus dem Augenwinkel ein normales Küchenbeil auf dem Boden neben ihr. Ich will nicht sterben! In einem letzten Versuch stieß sie das Monster von sich, zog das Beil mit einem Fuß zu ihr und umschlang das Plastik des Griffs mit eiserner Faust. Ich werde nicht sterben! Mit fünf mehr oder weniger gekonnten Schlägen hackte sie das Obstakel welches sie an Ort und Platz gefangen hielt ab und wurde sogleich wieder von fremden Gewicht fast erdrückt. Luft floh aus den krampfenden Lungen, doch über die rissigen Lippen kam kein Laut.
Vier.
Vor Anspannung zitternd näherte sich ihre Hand der Kehle des Wesens, schnitt tief in das Fleisch, befreite schwarzes Blut und ließ es über sich ergießen. "ICH WERDE NICHT STERBEN!" Stahl schnitt durch Knochen und schon fiel das vermeintlich Tote endlich zu Boden. Ein Kopf kullerte wie einer dieser kitschigen Plastikbälle herum, gab noch Töne von sich. Eve richtete sich auf, die Waffe fest in der Hand. Zwischen zwei Atemzügen schien sie sich zu fokussieren, all ihre Kraft zu sammeln. Doch dann verlor sie auch schon ihren Verstand.
Fünf.
Wie ein Tier stürzte sie sich auf ihre Gegner, riss einen nach dem Anderen zu Boden. Schlug mit dem Beil unzählige Male auf Gesicht, Nacken und Kopf ein, solange, bis nichts anderes als ein Brei aus Gehirn, Blut und kleinen Teilen des Schädels und der Halswirbel übrig blieb. Doch sie vernahm kein Bedauern, keine Angst, nein. In ihr drin keimte ein Samen wie ein Geschwür auf, begann ihren Geist zu verzehren. Sie begann Freude am Schlachten zu verspüren, um nicht zu sagen sogar Lust. Stumpf brannte sich ein unmenschliches Grinsen aus Blut in ihr Gesicht ein. Sie war unbesiegbar. Sie war die Sonne. Und alles was sich auf ihrem Weg in die Quere stellte würde sie gnadenlos verbrennen.
Sechs.
Der Tod lag ihr im Nacken, doch er war es auch, der ihre Hände führte, ihren Körper beben ließ und die kurzhaarige Reporterin derart aus der Haut fahren ließ. Das Gemurmel und Gestöhne der Wesen war ihr Chor, ihr göttlicher Lobgesang: Tod dem, was tot gehört. Und Eve allein erhörte das Flehen dieser erbärmlichen Kreaturen, befreite sie, erlöste sie. Schnitt um Schnitt, Schlag um Schlag. In all ihrer unerbittlichen, tödlichen Gnade.
Sieben.
Eiskalte Hände spielten mit ihr wie mit einer Marionette, das sollte sie bald noch lernen. Es lechzte nach ihrer verderbenden Seele, öffnete die Tore zu Himmel und Hölle. Tod allein wandelte auf Erden und nur Tod würde entscheiden, wer es wert war, weiterhin fort zu bestehen. Kein Gott, kein Teufel. Nur der kalte Engel des Todes und Eden, die seine Befehle befolgte wie besessen. Letztlich hatte sie recht; sie würde nicht sterben. Noch nicht.
Acht, neun.
Sie kam sich vor wie im Rausch, als sie das Gemetzel vor ihr erblickte. Was hatte sie getan? Zu was war sie nur geworden?
Sie war eine Überlebende, und das würde sie bleiben.
Gemach, jedoch zitternd vor Erregung wischte sie sich das tropfende Blut von Gesicht und Kinn, ließ das besudelte Küchenwerkzeug fallen und das metallische Geräusch des Aufpralls verklingen. Hinter ihr, die Welt, die ihr nach dem Leben trachtete – Vor ihr die Welt, die sie erschaffen würde. Jeden einzelnen dieser Beißer würde sie erledigen. Solange, bis die Erde gereinigt sein würde von dieser Plage.
Zeitverzerrt wandte sie dem Pool aus Blut und anderem den Rücken zu, hievte ein letztes Mal ein anderes der Ladenregale hinauf und stapelte es über das Erste.
Blicke trafen sich. Die Einen blind, die Anderen allessehend. Vorsichtig legte die Frau in Rot gefärbt die mörderische Hand gegen das kühle Panzerglas, beobachtete die Wesen, die gierig ihre Kiefer bewegten und nach ihr schnappen wollten.
Sie war in Sicherheit.
Sie lebte.
Nichts und niemand würde das jemals ändern können.
Im nächsten Augenblick fand sie sich auf dem Boden wieder, kniend, fast betend. Umringt von Leichen, Verwesung und Anderem. Solange, bis die wahre Sonne unter den Wolken aus Rauch von der Stadt hindurch brach – und sie selbst in sich zusammenbrach.
Aus. | | | | Rina (4 Posts bisher) | | Der Wald lag wie ausgestorben vor ihnen, als Cassandra, die kleine Hand fest in ihrer Hand, mit dem kleinen Kind durch den Wald ging. Es war still, viel zu still um eine gute Nachricht zu überbringen. Die knackenden Äste unter ihren Füßen und das leise Quietschen des Mooses unter den zwei Paar Füßen waren die einzigen Geräusche, die vernommen werden könnten. Die Vögel schwiegen und auch das typische Knacken von kleinen Tieren im Unterholz blieb aus. Was war nur geschehen? Hing das alles noch mit diesen schrecklichen Bomben über der Stadt zusammen oder wies dieses Zeichen auf einen noch schlimmeren Zustand hin?
Sie kamen nur langsam voran. Das kleine Mädchen war müde, hatte kaum noch Kraft in ihren kleinen Beinen, die kaum mit den ausladenden Schritten der Frau mithalten konnte. Beide wussten jedoch, dass sie schnell vorankommen mussten, selbst Mascha hatte dies verstanden und ohne weiteren Einspruch hingenommen. Sie war ein sehr stilles Mädchen, dass sich meist mehr mit ihren Gedanken und dem Beobachten ihrer Umgebung beschäftigte, als mit dem Kommentieren der Umgebung und dem Fragen des Warums. Ihr Schaf hing locker in dem Latz ihrer Hose und schaute mit schwarzen Knopfaugen auf den Weg vor ihnen, scheinbar um Dinge bereits sehen zu können, die den beiden Mädchen entgingen.
Es dauerte lange, viel länger als Cassandra gedacht hatte die Raststätte zu erreichen. Sie hatte sich verschätzt, kamen die Beiden doch viel langsamer voran, als wenn sie allein gewesen wäre und mit weiten Schritten das Unterholz im Laufschritt hätte überwinden können. Doch um keinen Preis der Welt hätte sie das kleine Mädchen an ihrer Hand losgelassen. Die weiche Hand in ihrer erinnerte sie daran, warum ihr Körper schmerzte, warum sie so viel in der Stadt zurückgelassen hatte, das Kind gerettet, anstatt ihrer Habseligkeiten, anstatt von Dingen, die ihr vielleicht von Nutzen gewesen wären. Ihr kleines Auto, ein altes, gerade fahrtaugliches Modell, das vor ihrem Appartementkomplex gestanden hatte und sie nun schneller vorangebracht hätte, anstatt nun so langsam durch den Wald zu schleichen auf der Suche nach einem fahrbaren Untersatz. Aber es war wichtiger gewesen ihr süßes Kind vor der eigenen Mutter, den Soldaten und dem schlechten Gefühl zu überlassen, dass sie gehabt hatte als es in der Stadt immer ruhiger geworden war. So viel wichtiger als alle materiellen Besitztümer, so viel wichtiger als ihre eigenen Bedürfnisse.
Als schließlich der Wald sich zu lichten begann und langsam, aber sicher in ein Maisfeld überging, hinter dem sich die Raststätte befinden sollte, die das Ziel ihrer Suche war, stieß sie einen kleinen Seufzer der Erleichterung aus.
Nach einem kurzen Blick von dem sie sich Orientierung erhoffte, beschloss die Blondine sich den Weg quer durch das Feld zu bahnen und hoffte, dass niemand sie behelligen würde, wenn sie den Weg durch das Feld und nicht darum herumgehen würden. Das Problem, der Grund für ihr kurzes Zögern, zeigte sich in der untergehenden Sonne. Bei Nacht würde sie sich schlechter orientieren könne, sie würden den Boden unter ihren Füßen im dichten Feld nicht mehr sehen können und könnten sich vertreten. Aber es war der kürzeste Weg und vielleicht durften sie in der Raststätte oder dem Restaurant, im schlimmsten Fall sogar in der Werkstatt die Nacht verbringen. Mascha musste sich ausruhen, die Kleine hing wie ein Sandsack an ihrem Arm und begann langsam ungnädig zu werden und in ihren Augen standen erste Tränen.
„Wir werden es schaffen, du wirst es sehen. Hinter dem Feld werden wir die Nacht verbringen. Du kannst schlafen. Aber zuerst musst du noch ein bisschen durchhalten. Nicht mehr lange, ich verspreche es dir.“
Ein kleines Nicken und eine Hand die das Schaf fest an das kleine Gesicht presste, war die Antwort auf die ungestellte Frage. Die andere griff noch fester nach der großen Hand und Mascha presste sich an die linke Seite Cassandras, als sie in das Feld starrte.
„Wir schaffen das, meine Kleine. Wir schaffen das!“
Mit forschen Schritten ging Cassandra voran, drückte die großen Maispflanzen aus dem Weg und folgte einem Weg, den hoffentlich ein Reh, in das Feld gedrückt hatte. Der Weg war so schmal, dass es für die beiden Personen unmöglich war nebeneinander zu gehen. Cassandra schaute einen Moment nach hinten und vorn, drehte sich und beschloss das sie sich sicherer fühlte, wenn das kleine Mädchen vor ihr ging, anstatt hinter ihr. So schob sie das Kind vor sich und griff nach ihren Schultern um sie so zu führen.
Im Gänsemarsch gingen die beiden weiter. Die Dämmerung begann heraufzuziehen und so holte die junge Frau ihre Kette aus dem Ausschnitt aus ihrem Pullover und bestimmte die Position der Werkstatt, die sie ansteuerten um auch in der nahenden Dunkelheit den Weg nicht zu verlieren. Vorsichtig bewegten sich die beiden weiter.
Das Erste was sie stutzen ließ war der Geruch, der ihnen entgegen zog. Der Wind begann aufzufrischen und wehte ihnen aus ihrer Zielrichtung einen Geruch entgegen, der nicht so vertraut war, wie er sein sollte. Es roch nach Benzin, ja, der Geruch den sie erwartet hatte, aber weder nach Essen, noch nach Abgasen, sondern stattdessen lag der leichte Geruch von Verwesung in der Luft. Ein Geruch, der ihr bekannter war, als sie es gewollt hätte. Ein wenig hatte Maschas Mutter danach gerochen während der letzten Zeit ihrer Krankheit, die Stadt hatte so gerochen, wenn die Soldaten von draußen, aus dem nicht abgesperrten Bereich kamen und mit dem Blut bedeckt waren von dem niemand sprechen wollte. Es roch nach Tod. Noch war er entfernt, aber er war vorhanden und nach dem immer festeren Griff und dem immer näher rückenden Kind roch die Kleine es auch.
„Wir schaffen das…“ murmelte Cassandra mehr zu sich selbst als zu dem Mädchen und verstärkte ebenfalls den Griff. Ihr Bauchgefühl schlug Alarm.
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Johann Wolfang von Goethe - aus Egmont III. Akt |
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Freudvoll
Und leidvoll,
Gedankenvoll sein,
Hangen
Und bangen
in schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
zum Tode betrübt -
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt. |
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